Was ist Chi-Sao

Begriffserklärung „Chi-Sao“ lt. Wikipedia

„Klebende Hände, chinesisch Chishou, kantonesisch Chisao /Chi Sao (chinesisch 黐手, Pinyin chǐshǒu, Jyutping ci1sau2, kantonesisch chi sao), japanisch Kakie, bezeichnet in der Regel Partnerübungen chinesischer Kampfkünste (besonders essenziell im Wing Chun, aber auch in anderen Kung-Fu-Stilen vertreten)“

Anmerkung

Tatsächlich sind ähnliche Übungen und Praktiken auch in anderen Kampfkünsten bekannt z. B. im Gōjū-Ryū Karate, ähnlich wie im Wing-Tsung stehen sich hier die Partner gegenüber und drücken in einer fortlaufenden Bewegungsschleife einander an den Armen ohne dabei den Kontakt zu verlieren. Es gibt hierbei immer einen impulsgebenden und einen aufnehmenden Partner. Die vollzogenen Praktiken ähneln dem Tuishou der inneren Kampfkünste wie auch dem Taijguan.

Was stellt Chi-Sao dar und wie wird es praktiziert

Im Chi-Sao werden Übungen und Techniken mit einem Partner trainiert, es stellt eine Methode des Partnertrainings dar, die den Praktizierenden im Umgang mit seinen Armen dahingehend trainiert, dass er Lücken findet, Reflexe ausbildet und sich Abwehrtechniken aneignet, die ihm helfen, einen Gegner erfolgreich zu kontrollieren…

Im Chi-Sao folgt man kontinuierlich den Hand und Armbewegungen des Partners ohne den Kontakt aufzugeben, man reagiert auf Impulse durch eine Veränderung der Arm- und Körperhaltung, je nach Intensität kann hierbei auch ein Positionswechsel vollzogen werden. Jeder Impuls hat im Chis-Sao eine Reaktion zur Folge.

Durch das auf Kontakt & Gespür basierende Prinzip des Chi-Sao ist ein Training mit verbunden Augen bzw. für blinde Menschen oder in einem 100% dunklem Raum problemlos möglich. Das Fühlen und Reagieren auf Impulse steht hierbei im Vordergrund.

Grundtechniken / Übungen im Chi-Sao

Als wesentliche Grundtechnik im Chi-Sao kann man die „klebenden Hände / Arme“ ansehen“ hiermit wird die Kontrolle der gegnerischen Arme und Hände verstanden, im übertragenen Sinne seiner Schlagkraft und -richtung. Ist eine Auseinandersetzung bereits soweit vorangeschritten, dass der Wing-Tsung praktizierende die Arme seines Kontrahenten berührt, so kann diese Handlung bereits als Kampf betrachtet werden. Der Kontakt zu den Armen des Kontrahenten darf nicht aufgegeben werden (einzige Ausnahme kann ein Gegenangriff sein). Auch nach einem abgewehrten Angriff bleibt der Kontakt erhalten, um durch weitere Impulse oder Maßnahmen Lücken/Fehler zu erspüren bzw. Angriffe zu vereiteln.

Im Chi-Sao existieren zahlreichen Techniken, die als Folgeangriffe auf festgestellte Fehler bzw. Impulse des Partners/Gegners ihren Einsatz finden…, hierbei laufen die meisten Aktionen intuitiv ab, der Praktizierende wählt im regulären Kampf selten bewusst eine Technik um einen Angriff bzw. eine Lücke auszunutzen, vielmehr steuert die Richtung und Intensität der abzuwehrenden Energie die Wahl der passenden Technik… „natürlich spielt auch das Können des Praktizierenden eine entscheidende Rolle für die Wahl der Technik“ die mit steigendem Schüler- bzw. Lehrergrad deutlich an Umfang gewinnt.

Weiterführdende Techniken im Chi-Sao

Mit steigendem Schüler- oder Lehrergraden fließen zunehmend Techniken ins Chi-Sao ein, die der effektiven Kontrolle und persönlichen Entwicklung der Flexibilität dienen, hierzu zählen die folgenden Beispiele:

1. Griffe
2. Gelenkhebel im Hand- und Armbereich
3. Drucktechniken
4. Einsatz von Ellenbogen zur Befreiung aus Griffen oder schlichtweg als Angriff
5. Befreiungstechniken
6. Fack-Sao und Biu-Tze Folgeanwendungen
7. Ablauftechniken / Anwendungen-Zusätze usw.

Das Chi-Sao-Training stellt eine Partnerübung dar, man sollte auch keine Angst vor Treffern haben, es geht in der Übung mit dem jeweiligen Partner darum, seine eigenen Reflexe / Elastizität, Spannung und Geschicklichkeit zu entwickeln und mit seinem Trainingspartner den Energiefluss als geschlossene Einheit zu erleben. Die persönliche Entwicklung des Chi-Sao`s ist zu keinem Zeitpunkt beendet – ein Beherrschen und Abarbeiten der Praktiken findet somit nie statt – zu erwähnen ist im Chi-Sao noch der Einsatz von Gelenkhebeln und Techniken, die uns helfen, Impulse aufzunehmen und in effektive Aktionen umzusetzen, diese Übungen fließen über die Sektionen während der Ausbildung zu den Technikergraden ins Chi-Sao ein und verändern komplett die Einstellung und Sicht der Dinge. Für mich persönlich waren die neuen Abläufe so umfangreich und von Grund auf neu konzipiert, dass es mir vor kam, als würde ich Wing-Tsung neu erlernen….

Wie lernt man das Chi-Sao

Bevor der Schüler sich dem klassischen Übungen des Chi-Sao`s widmet erlernt er in den vorausgehenden Schülerprogrammen bereits wichtige, einleitende Übungen und Reflexe. Zu den Vorübungen zählt das Dan-Chi.

Das Dan-Chi „einarmiges Chi-Sao“ gilt als Vorstufe für das klassische mit beiden Armen trainierte Chi-Sao. Dem Schüler werden auf einfache und leicht verständliche Weise Impulse und Abwehrtechniken vermittelt, die Grundlage des beidarmigen Chi-Sao`s sind und die er benötigt um erfolgreich auf gegnirische Kräfte reagieren zu können.

Hierzu gehören:

1. Der Jam-Sao-Impuls, dieser wird ausgelöst durch einen Angriff der flachen Hand auf den mittleren Körperbereich des Partners
2. Dem Bong-Sao-Impuls, dieser wird ausgelöst durch einen horizontal-seitlichen Druck des Partners auf den inneren Arm
3. Wechselimpuls, hierbei drückt die obere Hand des Partners die eigene Hand nach unten, was einen automatische Wechsel der unteren Hand durch eine Hün-Sao-bewegung von der unteren Position nach oben nach sich zieht – der „Hand-/Armkontakt“ wird hierbei nicht aufgegeben.

Erst wenn der Schüler die zuvor genannten Techniken fehlerfrei beherrscht und das Vierte Schülerprogramm abgeschlossen hat beginnt mit dem Training zum 5.`ten Schülerprogramm die eigentliche Ausbildung im Chi-Sao (spez. in der WTAA).

Von Verband zu Verband können leicht unterschiedliche Voraussetzungen und Trainingsplanungen für das Erlernen des Chi-Sao angesetzt sein, die Voraussetzungen sind jedoch alle gleich, da auch die Bewegungsabläufe aufgrund der menschlichen Anatomie annähernd identisch sind.